Dirks Filmkritik: Star Wars VII – Das Erwachen der Macht

We are Home! oder: Episode lV Reloaded

Es war einmal vor langer Zeit… 
1978 um genau zu sein. Ich war gerade neun Jahre alt geworden und hatte das Vergnügen den ersten Star Wars Film im Kino zu sehen. Damals wusste noch niemand, dass dieser Streifen später mit Episode IV – Eine neue Hoffnung betitelt und der Auftakt für eines der größten Phänomene der Popkultur werden würde.

(Vermutlich hätte George Lucas selbst es sich damals auch nicht träumen lassen, so ganz nebenher noch das moderne Merchandising zu erfinden und in der weiteren Folge den Grundstein für die digitale Weiterentwicklung des Mediums Film sowohl in Bild wie auch in Ton (THX) zu legen. Aber das ist eine andere Geschichte…)

Was damals schon nach den ersten Filmminuten klar war: Nie zuvor wurde eine solche Geschichte in ähnlicher, technischer Perfektion und optischem Einfallsreichtum erzählt. Riesige Sternenkreuzer, Sturmtruppen-Soldaten in weißen Rüstungen, der schwarze Darth Vader, Laserstrahlen und zwei ungewöhnliche Roboter (R2D2 und C3PO) füllten bereits die ersten Minuten des Streifens und ließen mich von dort an nie wieder wirklich los. Das komplette Design war seiner Zeit voraus und erscheint bis heute zeitlos. (Okay, über die Frisur von Leia müssen wir nicht sprechen.) 

Es folgten im Abstand von jeweils drei Jahren Fortsetzungen, welche die Handlung weiter voran und schließlich zu einem (vorläufigem) Happy Ending führten. Nach langen Jahren mit unzähligen Star Wars Geschichten in Büchern, Trickserien, Comics, Videospielen und dergleichen, aber ohne neue Kinofilme, erzählte Lucas ab 1999 schließlich mit einer neuen, unter Fans umstrittenen, Prequel-Trilogie die Vorgeschichte aus einer weit, weit entfernten Galaxie. Danach wurde es an der Kinofront wieder ruhig.

  

Nachdem Lucas vor ein paar Jahren sämtliche Star Wars Rechte für die unglaubliche Summe von 4 Milliarden Dollar an Walt Disney verkauft hatte, wurde schnell mit der Umsetzung begonnen, dem Star Wars Kosmos auch auf der Kinoleinwand wieder neues Leben einzuhauchen. Schließlich wurde J.J. Abrams, der schon erfolgreich das Star Trek Franchise durch ein Kino-Reboot wiederbelebt hatte, mit der Regie beauftragt. 

Im Dezember 2015 kam es dann rund um den neuen Film zum größten Star Wars Hype aller Zeiten. Selbst beim Besuch im Supermarkt konnte man sich kaum vor mit einem Star Wars Label versehenen Produkten retten. Egal ob Softdrink, Duschgel oder Senf. Alles wurde mit Hilfe der Macht auf Profitmaximierung gepimpt. Disney war offensichtlich gewillt die milliardenteure Kuh bis zum Umfallen zu melken.

 

Aber zurück zum Film. J.J. Abrams hat hier ein visuelles Meisterwerk abgeliefert. Nie sah Star Wars besser aus. Vieles entstand, wie in der Anfangszeit, in klassischer Handarbeit. Das sieht man dem Film auch an, alles wirkt „echt“ und sieht nicht nach künstlichen CGI-Effekten aus. Ein optischer Trip für alle, die auf die bunte und vielfältige Star Wars Ästhetik stehen. Allerdings geht er inhaltlich auf Nummer Sicher und packt in Star Wars VII so ziemlich alles, was die Ur-Trilogie (Episode IV – VI) an Highlights zu bieten hatte. Ein putziger Roboter mit einer für die Rebellion äußerst wichtigen Karte auf der Flucht vor dem Imperium. Ein auf einem Wüstenplanet auf seine große Chance wartender Jedi in Spe (diesmal weiblich). Den rasenden Falken, X-Wings, Tie-Fighter. Han Solo & Chewbacca. Laserschwertduelle. Einen (quasi) Todesstern. Familienkonflikte. Einen süßen, weisen Alien à la Yoda (diesmal ebenfalls weiblich). Einen der dunklen Macht verfallenen Jedi-Azubi (längere Haare, aber männlich). Und so viel mehr, dass es hier den Rahmen sprengen würde.

Ist diese Story innovativ? Nope! Man könnte fast geneigt sein, „Das Erwachen der Macht“ als modernes Remake von „Eine neue Hoffnung“ anzusehen. Und ist die ganze Handlung extrem unrealistisch? Klar! Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass sich in der unendlichen Galaxie immer die richtigen Personen am passenden Ort zur perfekten Zeit begegnen? Richtig! Spielt das alles eine Rolle? Nein! Star Wars beginnt nicht umsonst mit den Worten „Es war einmal…“. Es ist und war ein Weltraummärchen. Niemals wirklich Science Fiction. Vielmehr schon immer eine große Space Opera. Star Wars soll und will unterhalten. Auf eine einfache aber fesselnd, faszinierende Art. Und das funktioniert für mich mit Teil 7 wesentlich besser als mit den Filme der Prequel-Trilogie. Der neue Teil bringt den alten Zauber zurück. Er versucht gar nicht erst Dinge pseudowissenschaftlich zu erklären, so wie es Lucas z. B. in Episode 1 mit der Macht versucht hat (Stichwort Midi-Chlorianer) und dabei seinem eigenen großen Märchenepos einen Teil von eben jenem Zauber nahm, welcher den frühen Filmen ihren ganz besonderen Reiz gab. Die Macht kann man nicht erklären. Punkt.

Episode 7 ist sicher nicht perfekt. Es gibt zu viele Parallelen zur alten Trilogie und Löcher in der Handlung, in die ein ganzer Todesstern reinpassen würde. Aber es ist ein Film der sich endlich wieder wie Star Wars anfühlt und uns auf faszinierende Weise zurückholt, in ein Abenteuer vor langer Zeit…

Ich vergebe 9 von 10 möglichen Yodas!

4 Kommentare zu „Dirks Filmkritik: Star Wars VII – Das Erwachen der Macht

      1. Ja, das sowieso! Aber das ganze Star Wars Revival um die alten Fans nicht zu enttäuschen, hätte nicht sein müssen. Schließlich gibt es auch eine neue junge Star Wars Generation, der man auch etwas bieten sollte

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